Berichte zu vergangenen Lesungen 2023
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19. Februar 2023 im Heimatmuseum Linderte / Ronnenberg
"Graue Stadt am grauen Meer" - ein literarischer Spaziergang mit Theodor Storm
Renate Folkers nahm uns Zuhörer mit auf eine Reise in den Norden des Landes, nach Husum, der Stadt, in der nicht nur Theodor Storm, sondern auch sie selbst geboren wurde. Da ist die Verbindung. Gleich darauf aber warf sie uns Zuhörer in ein dunkles Kapitel der Geschichte des Dichters, sprach offen und ausführlich über seine inzwischen erwiesene pädophile Neigung, über die Liebe des 19-jährigen Studenten zu der 10-jährigen Bertha von Buchan. Auch aus vielen Liebesgedichten des Dichters spricht diese Neigung und man liest manche Strophe mit diesem Wissen mit leichter Beklommenheit. Renate Folkers führte uns dann ausführlich durch das bewegte Leben des Dichters, der Jurist und selbst Vater von sieben Kindern war, von denen ihm vor allem die drei Söhne viel Kummer bereiteten. Seine Werke, so sagte die Referentin, kennen wir alle mehr oder weniger, deshalb legte sie den Schwerpunkt auf den Lebensweg des Schriftstellers. Im zweiten Teil ihrer Lesung erfuhren wir etwas über den Inhalt der Novelle „Viola Tricolor“ und durften Renate Folkers zum Schluss auf einem sehr versöhnlichen Spaziergang mit dem Dichter durch Husum begleiten. Gebannt hörten die Besucher im Kunstkreis Laatzen diesem ungewöhnlichen Vortrag zu.
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19. Februar 2023 im Heimatmuseum Linderte / Ronnenberg
Literarischer Abend "Winterlesung"
Fast genau vor drei Jahren präsentierten wir Calenberger Autoren uns das letzte Mal mit unserer Winterlesung im Heimatmuseum in Linderte. Was ist seitdem alles geschehen! Natürlich sind wir alle um drei Jahre älter geworden. Aber nicht nur das, in dieser Zeit hat sich auch die Welt verändert und wir mit ihr. Corona hat Spuren hinterlassen! Jeder Einzelne von uns hat sich verändert. Einige haben auch persönlich Schicksalsschläge hinnehmen müssen. Deshalb waren wir am Sonntag erfreut, dankbar und überwältigt, wie viele Zuhörer uns in dieser Zeit treu geblieben sind und nach so langer Pause den Weg in das kleine Museum gefunden haben. Viele bekannte Gesichter waren darunter, aber auch ein paar neue Literaturinteressierte konnten wir entdecken. Ehe es losging, hielt die Leiterin des Museums, Frau Hildebrand, eine kleine Einführungsrede und schon nach wenigen Minuten war die dreijährige Pause irgendwie fast vergessen. Aber eben nur irgendwie fast, denn auch durch unsere Beiträge zogen sich die gemachten Erfahrungen der nahen Vergangenheit, das Erleben der Pandemie, aber auch unser machtlose Umgang mit dem Klimawandel und dem Krieg in der Ukraine.
Jörg Hartung | Karla Kühn | Friedrich Pape | Cornelia Poser | Uwe Märtens |
Fünf Autoren aus unserer Gruppe kamen mit eigenen Texten und Gedichten zu Wort. Jörg Hartung führte durch den Nachmittag, las einige seiner Gedichte und zeigte dazu Bilder seiner Frau Gabriele Hartung, aus dem Katalog einer Ausstellung, die vor einiger Zeit im Kunstkreis Laatzen gezeigt wurde. Karla Kühn las zwei ihrer Kurzgeschichten aus ihrem Buch "Das Negligé und andere Erzählungen" und nahm uns dabei mit zu einem Ballettabend und zu einem frühlingshaften Ausflug in die Natur. Auch Friedrich Pape las einige seiner Gedichte, sowie die Erzählung "Begegnung im Spätwinter". Cornelia Poser führte die Zuhörer mit ihrer autobiografischen Geschichte noch einmal zurück in die allerersten Anfänge der Pandemie und berichtete in einem Gedicht von ihrer Frühlingssehnsucht. Uwe Märtens beschloss den Abend mit einer Drachensuche am See und einem Text als personifizierter Klimawandel. Die Zuhörer bedankten sich hinterher mit einem herzlichen Applaus.
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12. Februar 2023 im Kunstkreis Laatzen
Die oben genannte rüstige Dame, die im obersten Stockwerk eines modernen Hochhauses wohnt und "Trinalieschen" (bitte nicht Trinalies-chen mit s und ch, sondern Trinalieschen mit sch!) heißt und Rentnerin ist, liest gern Krimis, schreibt Geschichten und schaut ansonsten immer mal wieder von ihrem Balkon hinunter in den Garten, wo jetzt gerade der Bewohner aus dem dritten Stock Vorbereitungen für einen Grillabend zu treffen scheint. Aber was liegt dort unter der Folie, ganz in der Nähe, am Teich. Ist es das nackte Kanninchen, das darauf wartet geröstet zu werden? Oder ist es doch etwas viel größeres? Und wer stöhnt dort so laut in der Waschküche im Keller? Das können nicht nur die Mäuse sein. Trinalieschen geht der Sache mutig nach und löst den Fall schnurstraks noch am selben Abend - und das forsch und flott! Das war die erste Geschichte! Und so ähnlich ging es den ganzen Nachmittag weiter. Renate Folkers nahm die Zuhörer nach dieser ersten Geschichte mit in ihre Heimat an die Nordseeküste bei Husum, las Auschnitte aus ihren bereits erschienen Kriminalromanen "Der Tote hinterm Knick" und "Mord auf Sylt", sowie eine kurze Episode aus ihrem plattdeutschen Krimi "Keen Utweg". Im 2. Teil wurde es dann richtig gruselig. Nicht nur Halsschlagadern wurden aufgeschlitzt, sondern dazu auch noch Pulsadern, "zur Sicherheit", wie die Autorin bemerkte. Es wurde gedemüdigt, gebeichtet, vergewaltigt, gestorben, betrogen, ein Kind geboren, aber tot, gelogen und Alkohol bis zum Exess getrunken. Mehr kann man nicht erwarten, wenn man sich als Zuhörer in solch ein Lesung begibt. Die Autorin beendete den Nachmittag mit einer kurzen Geschichte, in der ein Bär fromm wird und, bevor er sein menschliches Opfer zerfleischt, schnell noch betet: "Komm, Herr Jesus, sei mein Gast und segne, was du mir bescheret hast...". Die Zuhörer klatschten und hatten ihre Freude an dieser abwechslungsreichen Lesung.