Calenberger Autorenkreis

   

 Lesen Sie hier die Berichte zu unseren vergangenen Lesungen!

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Wer war eigentlich Adolph Freiherr von Knigge?

- sein Leben und seine Bedeutung -

Dieser Frage wollten am 24. April 2022 Friedrich Pape und Jörg Hartung gemeinsam in ihrer Lesung im Kunstkreis Laatzen nachgehen. Leider war Friedrich Pape kurzfristig erkrankt, so dass Jörg Hartung die Lesung allein durchführte.


Jörg Hartung während der Lesung

Freiherr von Knigge


Die bis heute andauernde Berühmtheit des 1752 auf dem Familiengut in Bredenbeck geborenen und bereits mit nur 44 Jahren am 6. Mai 1796 nach schwerer Krankheit in Bremen verstorbenen Freiherrn Knigge als „Benimm- und Etikette-Papst“ beruht auf einem großen Missverständnis. Weder seine politischen noch gesellschaftlichen Ansichten und zahlreichen Bücher lassen darauf schließen, dass er ein verknöcherter Prinzipienreiter gewesen ist, dem die Etikette wichtiger war als der Inhalt. Sein berühmtestes Buch „Über den Umgang mit Menschen“ sollte dazu dienen, die Menschen über ihre politische, soziale und geistige Unterdrückung aufklären. Mit Hilfe des Buches sollten „die wackeren, aber bisweilen etwas tapsigen Bürger, die Kunst des Umgangs mit Menschen lernen“, um sich in der Feudalgesellschaft besser zurechtzufinden. Erst nach seinem Tod haben verschiedene Verleger das Buch verändert, verformt, seinen ursprünglichen, teils revolutionären Ansatz / Inhalt entleert und auf eine Benimmfibel reduziert. Dabei wollte Knigge mit dem 1788 erschienenen Buch beileibe kein „Complimentirbuch“, wie er sagte, schreiben. Knigge, der nach Ausbruch der Französischen Revolution seinen Adelszusatz „von“ ablegte und sich fortan als Freiherr Knigge oder „ich bin der freie Herr Knigge“ bezeichnete, ging es um Aufklärung, um die Verständigung zwischen Individuen, zwischen Menschen. Das Buch zählte damals zu den „Bestsellern“ und war eine der wichtigsten sozialethischen Arbeiten des 18. Jahrhunderts, das in viele europäische Sprachen übersetzt wurde. Sein Ziel war die Befreiung des Individuums von den absolutistischen Zwängen in den vielen kleinen absolutistisch regierten Fürsten- und Königtümern im Deutschland der damaligen Zeit. Er war ein Liberaler, ein Aufklärer und Humanist, auch und gerade im politischen Sinne. Sein Leben war unstet und von vielen beruflichen Veränderungen und Neu-Anfängen gekennzeichnet. Wegen seiner liberalen Gesinnung geriet er rasch mit seinen feudalen Arbeitgebern in Konflikt und musste gehen. Einige Zeit hoffte er politische Veränderung mit Hilfe der damals stark sich entwickelnden Logen, wie zum Beispiel den Illuminaten, zu erreichen, überschätzte jedoch deren Einfluss und wandte sich wieder ab. Endlich, ab 1991, fand er eine ihm zusagende Anstellung als Landdrost für die Hansestadt Bremen, in der eine vom Bürgertum bestimmte freiheitliche Atmosphäre herrschte. Leider konnte er sich dieser Aufgabe nur für relativ kurze Zeit widmen. Er starb dort an einer Blasen- und Nierenerkrankung am 6. Mai 1796.
Seinen Unterhalt hatte er sich zunehmend als Buch- und Bühnenautor verdient, besonders natürlich auch mit dem Buch „Über den Umgang mit Menschen“. Viele seiner Anleitungen enthalten noch immer gültige Empfehlungen, manche erscheinen heute allerdings merkwürdig bis lachhaft, wie solche: „... dass man den abgeleckten Löffel, womit man gegessen hat, nicht wieder vor den Teller hinlegt“ oder „während einer Predigt nicht schlafen oder in Konzerten nicht plaudern soll“. Gänzlich unverträglich mit dem heutigen Zeitgeist sind allerdings seine Warnungen vor den Schwiegermüttern, die er durchaus mit „alten Hexen“ vergleicht, die alles wissen, alles tun und alles dirigieren wollen, obwohl doch der Mann im Hause das Sagen haben muss. All diese ernsten und belustigenden Begebenheiten und Berichte über Knigge trug Dennoch trug Hartung sachlich, Fakten basiert und dennoch kurzweilig vor. Wir müssen heute nicht mehr mit all seinen Thesen und Ansichten übereinstimmen, wir müssen jedoch anerkennen, dass er zu den Aufklärern und Liberalen in jener feudalen Epoche gehörte und nicht nur auf diese formalen Benimmregeln reduziert werden darf. Nach etwa eineinhalb Stunden, die wie im Flug vergingen und so informativ, wie unterhaltsam waren, verabschiedete Hartung im Kunstkreis seine
Gäste mit dem Wunsche, dass uns künftig zum Freiherrn Knigge hoffentlich nun mehr einfällt als nur seine angeblichen Benimmregeln, was die Zuhörerinnen und Zuhörer (an diesem Abend) auch fest versprachen.                                                                                                                         (Uwe Märtens)


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"Der erste Tag vom Rest unseres Lebens?"

Am Donnerstag, d. 21. April 2022 waren wir für eine Lesung zu Gast in der Friedhofskapelle in Wennigsen. Wie schon im vergangenen Sommer wurden wir von einer hervorragenden Organisation der Gemeinde begleitet und in einer gut besuchten Friedhofskapelle herzlich aufgenommen. 


Uwe Märtens

Cornelia Poser

Jörg Hartung


Unsere eigenen Texte und Gedichte kreisten diesmal um die Themen "Anfänge" und "Aufbrüche". Und das fast im wahrsten Sinne des Wortes, denn wir mussten sehr kurzfristig mit Veränderungen umgehen. Zwei unserer Autoren (Friedrich Pape und Renate Folkers) waren ein paar Stunden zuvor erkrankt, sodass sie nicht dabei sein konnten. Wir stellten das Programm etwas um und gaben dem uns begelitenden Pianisten Wolfgang Franzke etwas mehr Zeit und Raum. Er umrahmte unsere Beiträge mit jazzigem Schwung und kleinen anekdotischen Einlagen.

Uwe Märtens führt locker und gekonnt wie immer durch das Programm. Jörg Hartung las seine autobiografisch gefärbte Geschichte "Die Entscheidung" und sein Gedicht "Mythos Troja". Außerdem las er für den Text "Pseudologie" des erkrankten Friedrich Pape. Uwe Märtens präsentierte seinen Erlebnisbericht "Zeitguthaben - oder: ein ganz anderer Nachmittag in Graal-Müritz" und Cornelia Poser las ihren Text "Der König dankt ab" und beschloss die Lesung mit ihrem Gedicht "Frühlingssehnsucht".

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Wer ritt so spät durch Nacht und Wind…??

- unvergängliche Balladen -

Goethe

Schiller

Fontane

Bürger

Münchhausen

Droste-Hülshoff

Heine

Ernst

Brecht

Am Sonntag, d. 13. Februar 2022 lasen wir endlich wieder im Kunstkreis Laatzen.
Der Kunstkreis ist derzeit die einzige Stätte, in der wir Lesungen durchführen können. Wir danken der unermüdlichen Leiterin Monika Gorbuschin für Ihr Engagement und ihre Unterstützung. Aus Krankheitsgründen mussten wir allerdings unser Programm kurzfristig etwas umstellen. Jörg Hartung, der zusammen mit Uwe Märtens den Lesenachmittag moderierte, schrieb danach einen Brief an unsere Mitautorin, die leider nicht dabei sein konnte. Diesen Brief möchte ich Ihnen nicht vorenthalten: